Die goldene Ära

Von Florian Schimak
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Der FK Skenderbeu hat vor den Champions-League-Playoffs (20.45 Uhr im LIVETICKER) bereits Historisches erreicht. Vor Kurzem noch eine klassische Fahrstuhlmannschaft in Albanien, begann mit dem Einstieg eines Red-Bull-CEOs der Aufstieg zum Spitzenteam - der nun in der Qualifikation für die Königsklasse seinen Höhepunkt erreichen könnte.

Wenn man sich über einen Verein informieren möchte, besucht man in der Regel die Homepage des Klubs. Dort werden einem meist Kader, Historie und Hintergründe zur Verfügung gestellt. Ob auf Englisch oder in der Landessprache, das darf normalerweise der User entscheiden. Nicht ganz so beim FK Skenderbeu, dem albanischen Meister, der bereits vor den Champions-League-Playoffs den größten Erfolg in der Geschichte des albanischen Fußball feiern darf.

Als erstes albanisches Team hat sich Skenderbeu für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Denn auch wenn man in den CL-Playoffs an Dinamo Zagreb scheitern sollte, so ist die Europa-League-Teilnahme doch sicher.

Und wenn man mehr über den Fußball-Zwerg erfahren möchte? Die offizielle Homepage von Skenderbeu gibt fast ausschließlich auf Albanisch Auskunft. Eine englische Version? Fehlanzeige. "Before 90's" und "Golden Era" heißen die einzigen englischen Links. Einen längeren Text zu ersterem gibt's dann aber wiederum ausschließlich in der Landessprache - den Beginn der "goldenen Ära" dann aber doch auf Englisch.

70 Jahre im fußballerischen Niemandsland

Es mutet etwas seltsam an, wenn man weiß, wann die neue Ära bei Skenderbeu begann. Der Verein, der 1933 seinen ersten von inzwischen sechs Meistertiteln feierte und nach dem albanischen Volkshelden Skanderberg benannt ist, war bis 2010 eigentlich eine klassische Fahrstuhlmannschaft und befand sich im fußballerischen Niemandsland.

Auf- und Abstiege wechselten sich in den vergangenen 70 Jahren ab. Erfolge feierte man lediglich im Pokal, wo man immerhin 1958, 1965 und 1976 das Finale erreichte - gewonnen wurde aber keines dieser Endspiele. Das höchste der Gefühle in der Liga? Ein dritter Platz.

Das änderte sich 2010 schlagartig. Die "Golden Era" brach an, mit dem Einstieg von Agim Zeqo als Präsident des Vereins begann eine neue Zeitrechnung. Der CEO von Red Bull Albanien holte anfangs einige seiner Freunde mit ins Boot und machte aus einem Abstiegskandidaten in kürzester Zeit einen Europapokal-Teilnehmer, der anschließend fünf Mal in Folge die Meisterschaft gewinnen sollte.

Red Bull hat seine Finger im Spiel

Zeqo lockte nicht nur die besten Spieler des Landes nach Korca, sondern renovierte auch das Stadion. 12.000 Plätze fasst das Skenderbeu-Stadion seit dem Umbau. Seit 2012 ist Zeqo zwar nicht mehr Präsident des Vereins, dennoch leitet er im Management immer noch die Geschicke.

Heißt: Das Red-Bull-Geld fließt weiterhin, obwohl der Verein aus Korca kein offizielles Team des Mateschitz-Imperiums ist. Man hat in Korca, das nahe der griechischen Grenze liegt, in den letzten Jahren Beträchtliches aufgebaut. Scheiterte Skenderbeu 2011 und 2012 noch in der 2. Qualifikationsrunde, so ging es anschließend immer ein Stückchen weiter.

2013 strich der Klub in den Playoffs zur Europa League im Elfmeterschießen gegen den ukrainischen Vertreter Chornomorets Odessa die Segel, 2014 reichte es nur wegen der Auswärtstorregelung gegen Bate Borisov nicht für die 3. Runde der CL-Quali.

Das schaffen, was Salzburg erzwingen will

In der aktuellen Saison schaltete Skenderbeu den Crusaders FC aus Nordirland und den FC Milsami aus Moldawien recht deutlich aus - und kann sich nun gegen Dinamo Zagreb tatsächlich für die Königsklasse qualifizieren.

Auch dank der Gelder des Energy-Drink-Herstellers. Etwas grotesk wäre es schon, sollte sich der FK Skenderbeu Korca für die Champions League qualifizieren. Seit 2005 versucht es Red Bulls Vorzeigeklub Salzburg krampfhaft mit der Qualifikation für die Königsklasse. Jedes Mal scheitern die Österreicher auf fast schon bizarre Art.

Auffälligster Akteur bei den Albanern ist bisher Hamdi Salihi, der in den vier Quali-Spielen fünf Treffer erzielte. Der 31-jährige Stürmer kam im Sommer von Hapoel Haifa und war schon für Rapid Wien in Österreich, in China und in der MLS für DC United aktiv, bestritt zudem 48 Länderspiele für Albanien.

Einer, der die goldene Ära von Anfang an miterlebt hat, ist Orges Shehi. Der 37-jährige Keeper ist seit 2010 im Verein und auch Rekordspieler des Klubs. Ihn wird man auf der Homepage demnach auch im englischen Teil erwähnt finden.

Die Champions-League-Playoffs in der Übersicht