FC Bayern München: Oliver Kahn ist gegen die 50+1-Regel

Von Tim Ursinus
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Oliver Kahn hat sich gegen die 50+1-Regel ausgesprochen. Außerdem äußerte sich der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München zum Einstieg von Investoren und zur Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga im Vergleich zu anderen Top-Ligen. Und zu Aussagen von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.

"Der FC Bayern würde von einer Abschaffung nicht profitieren, weil wir in unserer Satzung sogar 70+1 festgeschrieben haben. Trotzdem ist es unsere Haltung, dass man es den Vereinen selbst überlassen sollte, ob und wie weit sie sich für einen Investor öffnen wollen", sagte Kahn im Interview mit der Sport Bild.

Bei der Zusammenarbeit mit anderen großen Klubs aus der Klub-Vereinigung ECA sei ihm aufgefallen, dass die Regel international eher auf Unverständnis stoße. "Es ist nicht so, dass da irgendwer kommt und sagt: 'Oh, das ist aber eine großartige Sache'", erklärte er.

Kahn hatte bei der Auslandsvermarktung der Bundesliga im Vergleich zur englischen Premier League unlängst ein "erdrutschartiges Missverhältnis" beklagt. "Geld in den Fußball zu investieren ist ja grundsätzlich nichts Falsches. Sehr viele Vereine, nicht nur in England, werden inzwischen erfolgreich von Investoren geführt", ergänzte der 52-Jährige.

In Deutschland ist das Thema durch die vergangenen Ereignisse beim Engagement von Lars Windhorst bei Hertha BSC negativ besetzt.

"Wir sollten auch nicht ständig Augenwischerei betreiben. Viele andere Vereine in der Bundesliga haben seit Langem Investoren erfolgreich integriert", stellte Kahn klar, der die Situation in Berlin nicht beurteilen wollte. Mit adidas, der Allianz und Audi hat Bayern bereits drei Großkonzerne, "mit denen wir seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten".

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Kahn widerspricht Watzke: Erfolg liegt nicht nur am Geld

Zur These von BVB-Boss Has-Joachim Watzke, wonach sich die Meisterserie des FC Bayern mit den besseren finanziellen Voraussetzungen erklären lasse ("Es gibt eine ganz klare Korrelation zwischen finanziellem Aufwand und sportlichem Erfolg"), sagte Kahn: "Ich würde widersprechen, dass es ausschließlich mit finanziellen Gründen zu tun hat."

Stattdessen habe der Rekordmeister im vergangenen Jahrzehnt eine "Ansammlung von ganz außergewöhnlichen Spielern beim FC Bayern, von ganz besonderen Persönlichkeiten, die den Unterschied ausmachen", gehabt.

Watzke hatte im Zusammenhang zwischen Geld und Erfolg auf den Aufstieg von PSG und Manchester City verwiesen. Das wollte Kahn ebenfalls so nicht stehen lassen: "Es ist nicht so einfach, herzugehen und zu sagen: 'Jetzt kaufe ich mir mal eben eine erfolgreiche Mannschaft zusammen.' Wenn das so wäre, dann wäre Paris längst Champions-League-Sieger und Manchester City auch."

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FC Bayern ein Ausbildungsverein? Das sagt Kahn

Kahn machte auch deutlich, dass der deutsche Rekordmeister kein Ausbildungsverein wird. "Ganz bestimmt nicht! Natürlich hat auch bei uns die Pandemie massiv eingeschlagen. Und ja, so etwas zehrt auch am Festgeldkonto. Aber wir werden auch in Zukunft sportlich und wirtschaftlich stark und attraktiv für Top-Spieler sein", sagte er.

In der Vergangenheit hatte es vermehrt Kritik an der im Vergleich zu anderen Top-Klubs, besonders aus der Premier League, zurückhaltenden Transferpolitik des FC Bayern gegeben. Der kicker berichtete zudem von einem Umdenken bei künftigen Transfers. Demnach sollen vielversprechende Spieler "zwischen 20 und 22 Jahren" im Fokus stehen, die in der Folge gewinnbringend verkauft werden können.

"Wir wissen genau, auf welchen Feldern wir mehr als konkurrenzfähig sind und wo wir uns weiterentwickeln wollen", sagte Kahn und schob nach: "All das stimmt mich sehr positiv, dass wir ein weiteres erfolgreiches Bayern-Jahrzehnt erleben können."

In diesem Zusammenhang verwies er auch auf das Vereins-Ranking der UEFA: "Wir stehen im Fünf-Jahres-Ranking der UEFA momentan auf Platz 1. Wir haben in den letzten Jahren verglichen mit anderen europäischen Topklubs immer überperformt, was die sportlichen Erfolge im Vergleich zu den finanziellen Voraussetzungen betrifft."

Kahn über CL-Reform: "Darüber lässt sich streiten"

Außerdem äußerte sich Kahn zur Reform der Champions League ab der Saison 2024/25. Dann soll unter anderem vereinzelt möglich sein, sich per Wild-Card-Regelung zu qualifizieren. "Darüber kann man sicherlich streiten", sagte er und schob nach: "Erlauben Sie mir eine Gegenfrage: Wenn ein Klub in der Premier League oder Bundesliga Fünfter wird, vorher aber zweimal die Champions League gewonnen hat, wäre er trotzdem nicht dabei, sondern müsste in der Europa League spielen. Über den besten Koeffizienten kann er jetzt doch in der Champions League starten. Ist das unfair?"

Demnach sei es keine richtige Wild Card, "da mit der Fünf-Jahres-Wertung ja ein Leistungskriterium zugrunde liegt." In der Premier League war es in der Vergangenheit häufiger vorgekommen, dass Klubs wie Manchester United oder der FC Arsenal sich nicht über die nationale Meisterschaft für die Königsklasse qualifizieren konnten. Die Bayern verpassten die Teilnahme zuletzt in der Saison 2006/07, nachdem sie nur Vierter geworden waren.

FC Bayern: Die kommenden Spiele

DatumUhrzeitWettebwerbGegner
6. April21 UhrChampions LeagueFC Villarreal (A)
9. April15.30 UhrBundesligaFC Augsburg (H)
12. April21 UhrChampions LeagueFC Villarreal (H)
17. April15.30 UhrBundesligaArminia Bielefeld (A)