Eintracht Frankfurt - Martin Hinteregger: "Hatte mit 100.000 falschen Leuten zu tun"

Von Nino Duit
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Martin Hinteregger hat in einem Interview mit der SportBild ausführlich von seinem neuen Leben erzählt. Der österreichische Verteidiger hatte im vergangenen Sommer mit nur 29 Jahren seine Profikarriere bei Eintracht Frankfurt beendet.

"Ich bin einfach extrem zur Ruhe gekommen, das ist das größte Geschenk. Ich darf ein freies Leben führen. Ich bin nicht mehr fremdbestimmt und muss keine Wochenpläne mit Trainings, Busabfahrten und Autogrammstunden abschuften. Ich habe das bitter, bitter nötig gehabt. So wirklich bin ich auch erst vor zwei, drei Wochen runtergekommen", sagte Hinteregger. Aktuell wohnt er in seinem österreichischen Heimat-Bundesland Kärnten und spielt für den Fünftligisten SGA Sirnitz.

"Wenn ich nicht morgen pleite bin, dann komme ich nicht zurück", erklärte er, angesprochen auf ein mögliches Profi-Comeback. "Dieses Leben, das ich jetzt führe, ist nicht mit vorher vergleichbar. Es gibt nur positive Aspekte und keinen negativen. Ich habe nur noch die Leute um mich herum, die ich mag. Vorher hatte ich mit 100.000 falschen Leuten zu tun. Ich merke jetzt erst, wie viele Leute nur durch mich profitieren wollten, vor allem privat. Das ist vorbei."

Zeit seiner Profikarriere galt Hinteregger stets als Lebemann, nun sei er zur Ruhe gekommen. "Als Spieler hat man vielleicht Alkohol oder Partys als Ausgleich gebraucht. Das ist jetzt nicht mehr so der Fall. Ich bin - auch für mich überraschend - wenig unterwegs, in den letzten Wochen kaum. Ich habe unheimlich Spaß an meinen neuen Projekten", erklärte er. Hinteregger ist an der Entwicklung eines Jugendsport-Sozialprogramms für Menschen mit Beeinträchtigung beteiligt und unterhält außerdem eine Hubschrauberfrma mit dem ehemaligen Skisprung-Olympiasieger Thomas Morgenstern.

Martin Hinteregger erzählt Anekdote von Europapokal-Feier

Beschlossen hatte Hinteregger seinen Rücktritt bereits im vergangenen Frühling nach dem Weiterkommen im Europa-League-Viertelfinale gegen den FC Barcelona: "Dadurch konnte ich den Erfolg in Europa noch einmal anders genießen als die Teamkollegen." Beim Finalsieg gegen den Rangers FC aus Glasgow fehlte er verletzt - und beim Saisonabschluss am Tag nach den darauffolgenden Feierlichkeiten zeitweise schlafend.

"Eine Sache würde ich gerne klarstellen: Mir wurde vorgeworfen, ich wäre am Tag nach dem Korso nicht zum Saisonabschluss gekommen und hätte den Abschied einiger Teamkollegen verpasst. Ich war da, aber verspätet. Ich habe im Trainingszentrum geschlafen und bis halb zwei mittags gebraucht, bis ich einigermaßen fit war. Als das Event um elf losging, habe ich also 15 Meter von allen entfernt geschlafen, ohne dass es jemand wusste."

Eintracht Frankfurt: Hinteregger rechnet mit Meistertitel

Nach dem Europapokalsieg rechnet Hinteregger mit einem Meistertitel von Eintracht Frankfurt. "Ich habe schon vor zwei Jahren zum damaligen Trainer Adi Hütter gesagt: Der nächste Meister, der nicht Bayern heißt, wird die Eintracht", erklärte er. "So wie ich die letzten dreieinhalb Jahre den Aufschwung erlebt habe, bin ich fest davon überzeugt, dass Eintracht bald Meister werden kann. Diesen Weg mitgehen zu können und in Frankfurt eine Meisterschaft zu gewinnen wäre das Einzige, wo ich wehmütig werden würde. Das wäre größer, als Weltmeister zu werden."

Neben vielen Titeln ist Hinteregger aus seiner zwölfjährigen Profizeit nach eigener Angabe "nur ein richtiger Freund geblieben, das ist Stefan Lainer. Mit dem werde ich noch in 30 Jahren Kontakt haben." Der Verteidiger von Borussia Mönchengladbach spielte einst mit Hinteregger gemeinsam für RB Salzburg. Aktuell habe Hintereggger darüber hinaus "weiterhin Kontakt zu Leuten wie Kevin Trapp, Sebastian Rode, Timmy Chandler, den Physios von Eintracht oder dem Trainer. Aber ich fürchte, dass sich auch das in den nächsten drei, vier Jahren verläuft."